22.12.06

1. Geschichte von Werner Roth

Es war vor , ja so ganz genau weiss ich es auch nicht mehr, etwa 52 oder 53 Jahren. Auf jeden Fall hatte ich noch nicht so gute Kenntise von gebrannten Wasser wie heute, nach fast 40 Jahren Verkauf von solchen. Werner war bei Jack, wie öfters mal an einem Samstag oder Sonntag. Werner war damals ca. 15 Jahre alt, Jack 16. Ich als kleiner Bruder, (9 Jährig) bewunderte diese doch schon so viel wissenden Alten. Wenn Werner da war, war das für mich immer eine Freude. Denn dann ging meistens die Post ab, auf der doch etwas abgelegenen Rüti.
Es war also wieder so ein Sonntag, wir sassen am Stubentisch, die Alten also Werner und Jack, lachten, erzählten, plagierten und ich musste natürlich auch dabei sein. Das war damals üblich, und keiner spielte zwischendurch mit dem Handy oder zappte am TV. Werner sagte zu mir er hätte lust auf ein Träsch. Was Ihm eigentlich von Zuhause aus strickte untersagt war. (Aber das war gerade das was ich an Ihm so sehr bewunderte.) Also ich holte in der Küche ein kleines Schnapsglas, ging ins Futtertenn, machte ein Fass auf, in welchem Trester war, und füllte das Glas. ( Trester sind Äpfel und Birnen die geschnetzelt werden und ins Fass gefüllt damit er gären kann. Im Februar oder März hat dann unser Grossvater diesen Trester gebranntund es entstand Brönz oder eben wie die Berner sagen Träsch.) Dann kam ich mit dem Glas gefüllt mit Trester voller Stolz in die Stube und streckte es Werner hin. Da kann man sich ja vorstellen wie die gelacht haben. Werner wollte natürlich einen richtigen Schnaps. Ich glaube zwar kaum dass er diesen wirklich getrunken hätte.
So das wäre nun die erste Geschichte. Es hat so lange gedauert bis ich zum Schreiben kam, weil ich doch sehr mit unserer Küche beschäftigt war.
wünsche Allen schöne Festtage.
Edi

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lieber Edi
Du glaubst es kaum, aber ich habe noch eine Flasche Träsch von unserem Sauergrauech Baum in unserem Garten in Vordemwald. Der Baum existiert, glaube ich, nicht mehr. Aber die Flasche ist noch immer voll. So ändern sich die Zeiten, und die Vorbildfunktion meiner Eltern wirkt nach. Unter uns gesagt, der frisch gepresste Süssmost von der Rüti ist bei mir immer noch in bester Erinnerung. Dazu "gräukte Späck, Zebele ond Brot".
Ich wünsche dem Rüti Clan und allen Lesern gesegnete Weihnachten und alles Gute im neues Jahr. (Und ich bin gespannt auf die nächste Geschichte).
Werner

Anonym hat gesagt…

Hallo Werner,
Du redest mir aus der Seele! Wie ich Speck, Zebele und Brot lese, nehme ich diesen ganz bestimmten Geschmack wahr. Ein kleines Detail muss wohl noch nachgetragen werden: Dieser ganz bestimmte Geschmack ergab sich dann besonders, wenn die Zwiebeln mit Pfeffer bestreut wurden und dieses exotische Pulver mit einem Messer in die Zwiebelscheiben gedückt wurde. Speck, Brot und solchermassen behandelte Zwiebeln ... eine Erinnerung, die man erlebt haben muss, sie ist unvergänglich!